Interview mit Jörg Bergs
Interview über das "Mein Film Lab" und die moderne analoge Fotografie
Ich freue mich darüber diese spannende Konversation mit Euch allen zu teilen. Jörg Bergs ist der Inhaber und Gründer des "Mein Film Labs" hier in Deutschland. Meine persönliche Freude an der Filmfotografie wurde durch die Entscheidung meine Filme in ein gutes Filmlabor zu schicken noch deutlich verstärkt. Die Ergebnisse welche ich von allen von mir bisher getesteten Labors erhalten habe, haben mich schlichtweg umgehauen. Das Mein Film Lab steht dieser Erfahrung in nichts nach. Das es jetzt ein Filmlabor in Deutschland gibt, welches auf diesem hohen Niveau arbeitet ist darüber hinaus auch noch sehr angenehm. Die Bearbeitungszeiten verkürzen sich allein schon auf Grund der schnelleren Postlaufzeiten. Darüber hinaus freue ich mich über die unkomplizierte und sehr angenehme Kommunikation mit dem Lab. Es scheint, als würde über jeden kleinen Input Buch geführt und versucht dem Kundenwunsch so exakt wie möglich zu entsprechen. Während einer dieser Gespräche hat sich Jörg Bergs dazu Bereit erklärt, mir ein Interview zu geben und ich freue mich es heute hier vorstellen zu dürfen.
Interview
Herr Bergs, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und mir ein paar Fragen zur modernen analogen Fotografie beantworten. Vielleicht können Sie ja mit ein paar Mythen aufräumen, die momentan im Netz kursieren. Die analoge Fotografie ist wieder “in”, so scheint es zumindest. Wie erklären Sie sich das? Der Untergang des Mediums "Film" war ja schon beinahe beschlossene Sache.
Wird den Aussagen der großen Konzerne geglaubt, so ist die analoge Fotografie seit 15 Jahren tot. Der Wettbewerb Ende der 1990er Jahre war im Nachhinein für die großen der Branche mehr ruinös denn förderlich. Schauen Sie sich den Schallplattenmarkt an: In jedem größeren Elektromarkt können wir die gute alte LP (wieder) kaufen. Obwohl dieser Markt als tot abgegolten wurde. Analoge Fotografie weckt die Neugierde bei jüngeren Leuten, die digital aufgewachsen sind. Sie entdecken eine völlig neue Art zu fotografieren. Und eine alte, mechanische Kamera ist etwas völlig anderes als ein digitaler Vollautomat. Hat der Fotograf die Zusammenhänge zwischen Blende und Zeit verstanden, wird er mit Erfolg belohnt, der nicht sofort einsehbar ist. Genau dieses Gefühl mit einem zeitlich emotionalen Abstand zum fotografierten Objekt erhöht meiner Meinung die Wertigkeit und die Akzeptanz der Fotografie. Mit der rasanten Zunahme der Pixel auf aktuellen Chips und der extrem hohen (und auch guten!) high-ISO Fähigkeit digitaler Kameras wird von der Industrie ein falsches Verständnis fotografischer Arbeit vermittelt. Man muss im Besitz dieser hohen, technischen Errungenschaften sein, um gute Fotos "machen" zu können. Für die reine Fotografie sind keine Vorkenntnisse mehr notwendig; die Vollautomaten übernehmen alle Arbeit.
Wie entspannend ist es, einen Film in eine alte Kamera zu legen, Licht zu messen, sich mit dem Objekt auseinander zu setzen und letztendlich "ein" gutes Bild zu machen? Es erstaunt meine Kunden immer wieder, mit welch geringen Auflösungen wir große und erstaunlich gute Abzüge bzw. Drucke anfertigen können. Die Pixelzählerei sollte aufhören. Wir sollten uns wieder um gute Abzüge kümmern, die ohne Bildschirmkalibrierung eine Diskussionsbasis bieten sollten.
Das ein Film einen hohen Kontrast verarbeitet und Lichter dabei (fast)nie ausfressen ist kein Geheimnis. Das jeder Film seinen eigenen Charakter zeigt ist ebenfalls der Normalfall. Auch der C41 Prozess ist kein Wunder, auch wenn einige Fotografen und Firmen es als moderne Mythologie darstellen. Wenn es dem Film und dessen Absatz dient, von mir aus gerne.
Eine täglich gestellte Frage lautet welches Medium denn nun besser ist: Film oder Digital? Betrachtet man die Fähigkeiten aktueller digitaler Kameras fällt meine Aussage sehr leicht: Digital ist besser da hochauflösender, besserer high-ISO-Eigenschaften und keine großen Probleme bei Mischlicht. Analog ist anders. Gerade bei Verwendung Mittel- oder Großformatiger Kameras und Filme sind völlig andere Ergebnisse zu erzielen. Was ist nun wirklich besser? Diese Frage sollte sich jeder selbst stellen, der mit beiden Medien arbeitet.
Vor einiger Zeit haben Sie das "Mein Film Lab" (MFL) gegründet. Können Sie uns etwas über die Entstehungsgeschichte erzählen, Ihren Beweggründen, die Motivation, ja vielleicht auch über den Mut, den man braucht, um eine solchen Schritt zu gehen?
Als Filmfotograf hatte ich in den letzten Jahren zunehmend das Problem eine gut Farbentwicklung inkl. Scans und Abzüge zu bekommen. Viele mir bekannten Minilabs schlossen altersbedingt und ohne Nachfolge den Betrieb. Einige wurden sogar insolvent. Der analoge Prozess wurde im Bereich der Farbe sehr teuer, gerade in Verbindung mit halbwegs brauchbaren Scans. Ich brauche keine Filmentwicklung mit Zwangsabzügen. Schwarzweiss verarbeite ich selbst; der Farbprozess verlangt aber eine sehr genaue Konstanz inkl. Durchsatz, den ich in der Hobbydunkelkammer nicht aufbringen kann. C41 Filme kann man glücklicherweise in Deutschland überall zu günstigsten Preisen entwickeln lassen. Der Folgeprozess ist mit Qualitätsanspruch aber unbezahlbar, zumindest, wenn man viele Filme belichtet. Auf der Suche nach einem Labor scheiterte ich immer wieder. Ich schickte meine Filme schon ins ferne Ausland, aber das war auch keine Lösung, zumal das Porto sehr teuer ist und man oft Wochen auf das Ergebnis warten musste. Es musste doch eine Möglichkeit geben, gute und bezahlbare Scans anzubieten. Schon aus meiner Ausbildungszeit wusste ich genau, welche Geräte man für eine solche Dienstleistung benötigen würde. Da alle diese Geräte nicht mehr neu produziert werden, nahm ich ein Startkapital in die Hand, suchte und schaffte Räumlichkeiten und importierte mir auf dem Weltmarkt die entsprechende Ausstattung. Dank meines Wissens um die notwendige Technik (in der Ausbildung lernte ich noch Mikrofilme zu verarbeiten und während des Studiums arbeitete ich in für einige in der Fotobranche tätige Unternehmen) war der Aufbau meiner Dienstleistung keine all zu große Hürde. Das "Mein Film Lab" wurde geboren; der bis dato gute Job beendet und nun arbeite ich zusammen mit einer ausgebildeten Fotografin und Mediendesignerin im Lab und scanne nach Kundenwunsch in der Form, die ich mir persönlich selbst vorgestellt habe. Mein Team wird dieses Jahr noch um Laboranten und weitere Menschen vergrößert, die Spaß und Freude an der Fotografie haben.
Dabei versuche ich ein Ergebnis zu erzielen, dass bezahlbar bleibt.
Wir erleben also ein Wiederauferstehung der analogen Fotografie nicht weil es der digitalen überlegen ist, sondern weil sie vielen Fotografen Spaß macht, sich mit alten Kameras und dem analogen Prozess auseinanderzusetzen. Für viele ist aber auch der spezifische "Look" eines gescannten Negatives oder Dias ein ausschlaggebendes Kriterium. Wie würden Sie den charakteristischen Ausdruck eines Bildes beschreiben, welches auf Film aufgenommen wurde und welche Rolle spielt der verwendete Scanner?
Eine Wiederauferstehung erleben wir definitiv nicht, weil die großen Hersteller immer noch mit kleinen Absatzzahlen zu kämpfen haben und deren Großproduktionsanlagen für den heutigen Markt völlig überdimensioniert sind. Dennoch, und das ist der positive Trend derzeit, erleben wir eine Zunahme an analogen Bildern in den Medien. Viele Leute greifen zu alten Kameras, probieren aus und freuen sich über die handwerkliche Arbeit und das Ergebnis, dass einen für die Mühen belohnt. Film ist anders, hat weichere Lichter, ist weniger Linear und gibt Hauttöne anders wider als ein digitales Bild, dass oft meist kühler und statischer wirkt. Das Filmkorn vermittelt ebenso einen anderen Look als das digitale Bild. Der Scanner hat einen großen Einfluss auf das Ergebnis. Nur ein guter Scanner, der nicht nur auf Auflösung getrimmt ist, sondern auch die Farbcharakteristik der Filme scannen kann, bringt ein gutes Ergebnis. Im Amateurbereich ist mir kein guter Scanner bekannt, der alle diese Parameter beherrscht. Hier scheitert es oft an der Software und der Anwender muss viel Zeit für ein gutes Bild aufwenden. Die Minilabscanner sind auf Durchsatz und ein gutes Ergebnis programmiert. Hier ist ein rundum gutes Ergebnis wichtiger als eine hohe Auflösung. Handelsübliche RA4 Printer für Farbpapier können ohnehin "nur" Papiere mit einer Breite bis ca. 30cm verarbeiten. Deshalb sind diese daran angeschlossenen Scanner oft auf 20 MPixel limitiert. Dennoch lassen sich Frontier oder Noritsu Scans ohne Probleme bis A2 in bester Qualität drucken. Auflösung ist nicht alles. Man darf allerdings diese Scans nicht mit Daten aus einer Nikon D800 o.ä. Kameras vergleichen. Für große Auflösungen gibt es noch andere Scansysteme wie die virtuellen Drumscanner von Hasselblad, die eine noch höhere Auflösung aus dem Film holen (hier lohnt sich allerdings nur das Mittelformat oder größere Formate).
Sie haben gerade die Eigenschaft von Minilab Scannern gelobt, die Farbcharakteristik eines Fims wiederzugeben. Sind diese Scans dann im Bezug auf Farbe und Kontrast mit einem Dunkelkammerabzug zu vergleichen, oder erzeugen diese Scanner eine eigen Charakteristik? In wie weit haben Sie als "Scanner-Operator" überhaupt Einfluss auf das gewünschte Ergebnis? Viele moderne Fotolabore bieten Kundenprofile an, um die Ergebnisse gezielt auf die Kundenwünsche abzustimmen. Kann man denn da noch von einer speziellen Charakteristik eines Filmes sprechen?
Der Fuji Frontier Scanner handhabt sich wie ein Farb-Kopf an einem Vergrößerer in der Dunkelkammer. Von daher ist das Prinzip der Filterung schon identisch. Der Abzug sieht aber dennoch anders aus, weil das Korn des Films nach der Digitalisierung anders aussieht, als im analogen Print. Dennoch sind die Farben bei ordentlicher Filterung recht ähnlich. Ich habe selbst RA4 per Hand geprintet, aber der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Ich belasse es hier beim Hobby und scanne bzw. drucke anschließend meine Frontier Scans.
Da sowohl analog als auch digital gefiltert werden muss, bestimmt der Operator das Ergebnis. Eine feste Filmcharakteristik gibt es somit nicht wirklich, weil zu viele Faktoren in der Verarbeitungskette mit einfließen (Belichtung, Lichtqualität, Filmalter, Chemiequalität, Chemietemeperatur, Filterung...). Die Person, welche den Scanner oder Vergrößerer bedient, bestimmt letztlich das finale Bild. Hier gibt es beispielsweise eine gute Labor Szene aus dem Film "War Photographer" mit James Nachtwey, wo der Fotograf mit seinem Printer zusammen am Endergebnis arbeitet. Eine solche Arbeit streben wir mit jedem Kunden an. Ein festes, anklickbares Profil gibt es daher nicht. Es gibt einen Kundenwunsch, den wir klassisch niederschreiben und beim scannen, soweit es technisch geht, berücksichtigen. Ich spreche dennoch von einer Filmcharakteristik, weil ein Kodak Portra Film andere Ergebnisse bringt als ein Fuji Portrait Film. Man kann zwar beim Filtern die Farben beeinflussen, aber das Ziel sollte ein farbrichtiger Print sein. Und die Emulsion des Films bestimmt hier entscheidend mit: Hauttöne beim Portra sind leicht gelblich warm, bei Fuji kühler mit eher rötlicher Tendenz. Das kann man nicht wegfiltern, ohne dass Komplementärfarben in farbstichige Bereiche kommen. Es ist eine hohe Konzentration gefordert und es ist eine klassische Arbeit, die nicht automatisiert ist. Ein Grund, warum wir Lieferzeiten haben und kein 24h Dienstleister sind: Hohe Auflösungen dauern beim Scannen und das Arbeiten nach Sicht blockiert die Geräte. Während in einem Schnelllabor oft nur der Automatikmodus agiert und die Bilder in geringer Auflösung gescannt und auf kleinen Abzügen belichtet werden. In Deutschland ist man unser Konzept noch nicht gewohnt, so dass viele Neukunden nach der Lieferzeit fragen und sich wundern, dass wir immer ein paar Tage für die Bilder benötigen. Es ist nicht nur das Scannen, der ganze betriebliche Prozess muss ebenfalls in die Arbeitszeit für das Endergebnis eingerechnet werden.
Bei einem Tag der offenen Tür darf sich das zu gegebener Zeit ein jederselbst ansehen
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es eine gute Zusammenarbeit zwischen Fotograf und Labor, neben der Qualität ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Dienstleisters darstellt. Kundenbindung und Nähe zum Kunden sind sicher nicht immer einfach. Im deutschsprachigen Raum haben Sie eine Nische besetzt und vielen Fotografen fällt es sicher etwas einfacher den Kontakt in der Muttersprache zu pflegen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Sie ebenfalls ein gutes Maß an Aufklärungsarbeit betreiben müssen. Gerade wurde von Ihrem Labor ein Filmratgeber veröffentlicht. Hier wird mit einigen Mythen der analogen Fotografie aufgeräumt. Im Internet dominiert oft selbstbewusstes Halbwissen. Worin liegen Ihrer Meinung nach die größten Mythen der analogen Fotografie?
Die analoge Fotografie ist nichts anderes als das, was seit über 100 Jahren gemacht wird: Auf Film fotografieren, der nur ein Zwischenschritt zum fertigen Bild ist. Ein technischer Prozess, nicht mehr, nicht weniger. Aber ein interessanter! Der Filmguss ist hochkomplex und auch Papiere für den Nassprozess werden aufwändig hergestellt. Es gibt nichts schöneres als in der Dunkelkammer auf sein Papier zu sehen, dass im Entwickler ein latentes Bild langsam aufbaut. Das ist nach wie vor faszinierend und ein wenig Magie :-)
Viele Altmeister leben nicht mehr und aktuelles "fundiertes" Wissen muss man sich in der heutigen Zeit mühsam zusammen suchen. Bestes Beispiel zum Thema "Wie bekomme ich Barytpapiere aus der Dunkelkammer plan". Man kann Monate im Internet verbringen, um sich den ganzen Blödsinn durchzulesen. Dabei hat Ansel Adams es doch vor mehr als 50 Jahren kurz und einfach beschrieben. Man lege das Papier zwischen zwei Kartons in eine Heißpresse; heizt diese auf 80°C langsam auf und lässt das Papier samt Kartons langsam abkühlen. Der Dank sind "Brett" plane Fine-Art Abzüge. Es ist wichtig, einige prozesstechnische Zusammenhänge der jüngeren Generation weiterzugeben. Allein das Probieren scheitert oft im Frust. Ebenso der Mythos, dass Farbfilme anscheinend bei extremer Überbelichtung ihre wahren Ergebnisse entfalten. Man sollte heutzutage meinen, dass ein Portra 800 nur für sonnige Sommertage zu gebrauchen ist.
Die Belichtung spielt natürlich eine große Rolle und verändern den Charakter eines Negatives und somit die Ausgangsbasis für den weiterverarbeitenden Prozess. Dabei sagt man ja Farbnegativfilm nach, einen großen Belichtungsspielraum zu haben. Gegenüber Überbelichtung ist er sicher unempfindlicher, als gegenüber Unterbelichtung. Trotzdem sollte man wissen, dass die Belichtung entscheidend ist, für den zu erzielenden Bildeindruck.
Ganz anders verhält es sich mit Schwarzweissfilm. Er eignet sich hervorragend für die Selbstentwicklung zu Hause, aber auch für den Liebhaber der Grauwerte bietet Ihr Labor den gewünschten Service an. Was sollte ein Schwarzweissfotograf beachten, um bei der Verarbeitunng in ihrem Labor, die optimalen Ergebnisse zu erzielen?
Farbfilm hat einen enormen Belichtungsspielraum. Eine Überbelichtung führt zur Überlappung der Farbkuppler, was zu einer weicheren, cremigeren Gesamtanmutung führt. Es gibt allerdings nur zwei Scannerarten, die diese Negative in der Form verarbeiten können, so dass Endergebnis auch folgerichtig wiedergegeben wird. Das sind zum einen die Frontier Scanner, von denen wir selbst 4 nutzen, und die Noritsu Scanner, die nächstes Jahr bei uns Einzug erhalten. Beide Scanner unterscheiden sich nur wenig voneinander. Der Noritsu ist ein wenig weicher und scannt in größeren Auflösungen.
Unterbelichtete Negative sind grundsätzlich zu vermeiden. Die Schatten haben keine Zeichnung und die Farben werden matschig, trüb. Das ist auch nur in engen Grenzen möglich, dies am Scanner zu korrigieren. Ich persönlich halte auch vom Pushen im Farbprozess nichts. Das Ergebnis ist lediglich ein fauler Kompromiss. Die Farben sind nur schwer zu beherrschen.
Bei der s/w Verarbeitung sehen diese Punkte allerdings völlig anders aus. Hier kann ein Kodak TriX bis 1600 ASA wunderbar gepusht werden, wenn man ihn vernünftig belichtet. Trotzdem sind auch hier Grenzen gesetzt. Die Angaben der Hersteller bei der s/w Verarbeitung sind nur Anhaltswerte, die enorm abweichen können. Wir arbeiten mit gefahrstofflosen ECO Entwicklern von Moersch und Kodak XTOL. Diese modernen Entwickler haben sehr gute Eigenschaften in den Parametern Empfindlichkeitsausnutzung, Schärfe und Korn. Entwickelt werden alle Filme in einem Heiland Electronic TAS Prozessor, der einen extrem genauen Kipprhythmus fährt. Damit entwickeln wir die s/w Negative mit Eigenschaften, die sowohl perfekt zum printen in der Dunkelkammer als auch zum scannen sind. Und soweit ich das überblicken kann, ist diese Entwicklung für ein Minilab einzigartig weltweit. Allerdings schaffen wir damit keinen hohen Durchsatz, so dass dieser Prozess bis zur Auslieferung länger als unserC41 Prozess dauert. Probleme gibt es mit s/w Filmen aus unbekannter Herkunft. Handelsmarken oder experimentelle Filme können wir nur nach Datenblatt verarbeiten. Wer mit s/w Film anfängt, soll immer zu bekannten Filmen greifen. Beispielsweise den Kodak TX400 oder den Ilford FP4/HP5 Filmen. Diese verzeihen viele Fehler. Flachkristallfilme wie die Kodak TMax oder Ilford Delta Reihe sollten sehr genau belichtet werden. Wichtig: s/w Filme sollen nicht extrem überbelichtet sein! Oft erhalten wir Filme, die bis zu 4 Blenden und mehr überbelichtet sind. Im Farbprozess erzeugt, wie oben schon geschrieben, eine Überbelichtung einen cremigen look; überbelichtete s/w Filme erzeugen extrem dichte Negative mit matschigem Korn.
Somit geben Sie uns ja schon einen kleinen Ausblick, was das neue Jahr für Neuerungen mit sich bringt. Das "Mein Film Lab” wird also wachsen und somit das Angebot für den analogen Fotografen weiter ausweiten. Das ist super. Würden Sie uns zum Abschluss des Interviews sagen wohin die Reise gehen wird? Was sind Ihre Pläne für das Lab?
Die Reise bestimmt der Markt. Bleibt die Nachfrage konstant, werde ich wie bisher einen "Reinvest" in die Firma machen, d.h. alle Umsätze werden nach Kostendeckung sofort in die Firma investiert.
Die nächsten Pläne sind: Umzug in eine neue Betriebsstätte, E6 Entwicklung, Planfilmintegrierung, mehr Fine-Art Printing, Workshops und XXL Scans per Noritsu Scanner.
Bis dahin gib es noch reichlich zu tun :-)
Das sind gute Neuigkeiten für alle Freunde der analogen Fotografie. Mit der Ausweitung Ihres Angebots setzen Sie sich zusätzlich von der Angebotspalette der anderen in Europa ansässigen Labs ab. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass sich Ihr Engagement auszahlt. Herr Bergs, ich denke es ist Ihnen gelungen, einige Aspekte der analogen Fotografie neu zu bewerten und mit einigen Mythen aufzuräumen. Es sehr viel Spaß gemacht sich mit Ihnen zu unterhalten. Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Das gesamte Bildmaterial steht unter Copyright des meinfilmlab.de - mit freundlicher Genehmigung von Jörg Bergs